Es gibt ein Land, in dem der Lehrerberuf unglaubliches Prestige hat, in dem sich auf einen Studienplatz zehn Leute bewerben und in dem die Bewerber erst einmal getestet werden, ob sie überhaupt geeignet sind, Kinder und Jugendliche zu unterrichten. Im dritten Teil der Lerneffekte von Peter Struck, Professor für Erziehungswissenschaften, geht es unter anderem um das Lehramtsstudium in anderen Ländern, die Liebe der Deutschen zum Nachhilfeunterricht und darum, dass die Vorbereitung auf das Abitur vielen nicht früh genug beginnen kann.

 

von Peter Struck:

 

Lerneffekt 16
Haben wir in Deutschland die richtigen Lehrer?

Es gibt ein Land, in dem viele der besten Abiturienten Lehrer werden wollen, obwohl Lehrer dort ein Drittel weniger verdienen als in Deutschland. In diesem Land haben Lehrer ein sehr hohes Ansehen – in Deutschland nicht. „Faule Säcke“ hat Gerhard Schröder die deutschen Pädagogen einmal genannt. Horst Köhler hat sich dafür unlängst indirekt entschuldigt, indem er die deutschen Lehrer als „Helden des Alltags“ bezeichnete. Und in diesem eingangs erwähnten Land kommen auf 100 Studienplätze Richtung Lehramt etwa 1000 Bewerber. Das bedeutet strenge Auswahlverfahren; keine Prüfung in diesem Land ist so schwierig wie die, die dem Lehrerstudium vorausgeht. Aber dabei richtet man sich nicht nach Noten im Abiturzeugnis, sondern nach etwas ganz anderem, nämlich danach, ob die künftigen „Lernberater“ den Schülern gut tun. weiterlesen

 

Lerneffekt 17
Nachhilfeland Deutschland

Wir brauchen Lehrer für Schüler, nicht für Fächer. Ein deutscher Gymnasiallehrer weiß immer, dass er Paul jederzeit wieder los werden kann: Er kann ihn sitzen lassen, er kann ihn zur Realschule zurücklaufen lassen und er kann ihn mit Hilfe von anderen Lehrern und dem Schulleiter sogar der Schule verweisen. Er muss sich also nicht auf die besondere Lern- und Motivationslandschaft von Paul einstellen. Ein finnischer Lehrer hingegen weiß immer, dass er Janne sowieso nie los wird. Es gibt dort kein gegliedertes Schulwesen, es gibt kein Sitzenlassen, es gibt keine Sonderschulen, und die nächste Schule ist 180 km entfernt. weiterlesen

 

Lerneffekt 18
Es gibt auch „dummerhaftige“ Studien

Manche Studien sind wirklich blöd, aber mit ihnen können sich Wissenschaftler irgendwie profilieren und zugleich ist keine Studie blöd genug, als dass nicht allzu gern die Presse darüber berichtet.

So gab es vor einiger Zeit eine kanadische Studie, die glauben machen wollte, dass Linkshänder im Schnitt sieben Jahre früher sterben als Rechtshänder. Eine Studie der Universität Boston entblödet sich nicht, zu dem Ergebnis zu kommen, dass Ohrfeigen dick machen. Und Psychologen der britischen Universität Warwick kommen zu dem Schluss, dass hochbegabte junge Menschen mit einem IQ von über 130 zwischen 11 und 19 Jahren Heavy-Metal-Musik bevorzugen. weiterlesen 

 

Lerneffekt 19
Der Wettlauf zum Abitur beginnt immer früher

Wenn vor zehn Jahren ein fünfjähriges Mädchen eingeschult wurde, weil es schon im Kopf so weit war, war das schlimm. Ein solches Mädchen hatte eine große Chance, Außenseiterin zu werden, ständig wegen seiner Kleinheit gemobbt bzw. gehänselt und ausgegrenzt zu werden, es fand keine Freundinnen und wurde oft seelisch krank. Heute sind schon in manchen Regionen ein Drittel aller Schulanfänger erst fünf Jahre alt. weiterlesen

 

Lerneffekt 20
Wenn Behörden „ein Rad ab“ haben

„Die Leute von Schilda“, das ist eine wahre Geschichte. Aber noch heute haben Bürger gelegentlich das Gefühl, Behörden hätten „ein Rad ab“, wie der Volksmund formuliert. Da werden jedes Wochenende in Hamburg Großveranstaltungen mit allsonnabendlichen Großfeuerwerken gegen 23 Uhr und kompletten Stadtteilsperrungen für den Verkehr genehmigt, die da heißen „Japanisches Kirschblütenfest“, „Alstervergnügen“, „Harley-Treff“, „Motorradgottesdienst“, „Marathon“, „Halbmarathon“, „Triathlon“, „Dom“, „Hafengeburtstag“, „Die Queen-Mary 2 läuft ein“ usw., so dass viele Hamburger eine Bürgerinitiative gründen, um gelegentlich mal sonntags ohne Behinderung durch die Stadt kommen zu können. Da werden junge Bäume gepflanzt, mit einem dicken Tau an einen Pfahl gebunden und nach drei Jahren ist der Baum tot, weil er sich mit seinem Wachsen an dem Tau stranguliert hat. weiterlesen

 

Foto: flickr/amirjina