Spätestens vor zehn Jahren wurden Open Educational Resources (OER) zum Thema der Bildungswelt – zumindest international betrachtet. In der deutschsprachigen Bildungslandschaft verläuft die Auseinandersetzung mit den digitalen und freien Lehr-Lernmaterialien eher schleppend. Ab September werden OER zum gemeinsamen Themenschwerpunkt der Partnerprojekte pb21.de und werkstatt.bpb.de.
Im Sommer vor ziemlich genau zehn Jahren hat sich ein UNESCO-Forum mit „Open Educational Resources“ (OER) befasst und diese Begrifflichkeit für digitale, frei zugängliche und veränderbare Unterrichtsmaterialien geprägt. Nach zehn Jahren ließe sich vermuten, dass sich im Bildungsbereich Tätige unter dieser Bezeichnung etwas vorstellen können, sie vielleicht bereits mit solchen digitalen, offenen und freien Materialien im Schulunterricht arbeiten oder gar selbst welche erstellen, die sie online anderen zur Verfügung stellen. Die Realität sieht aber anders aus: OER bleiben im deutschsprachigen Raum eine erklärungsbedürftige Bezeichnung, mit der nur wenige etwas anfangen können. Andere Länder wie Dänemark, Norwegen, Polen oder die USA zeigen sich hier aufgeschlossener: Von staatlicher Seite aus werden Gelder zur Verfügung gestellt, die die Auseinandersetzung mit OER und ihre Nutzung vorantreiben sollen. Es entstehen Initiativen und schließlich Institutionen, die Plattformen für OER anbieten und Lehrende untereinander vernetzen.
„So eine Plattform gibt es in Dänemark schon seit knapp zwanzig Jahren. Das Design ist nicht das neuste, aber Lehrer können hier Unterrichtsmaterialien aller Fächer herunterladen, selbst entwickelte Materialien hochladen und sich miteinander austauschen. Es gibt beispielsweise auch fertige Unterrichtseinheiten für interaktive Whiteboards“, berichtet der Däne Jacob Chammon, der Schulleiter einer deutsch-skandinavischen Gemeinschaftsschule in Berlin ist und zudem für einen dänischen Schulbuchverlag arbeitet.
Während in anderen Ländern bezüglich OER also bereits andere Sitten herrschen, gilt in Deutschland meist die Maxime der Zurückhaltung. Mangelnde Kenntnisse über die bereits bestehenden Möglichkeiten, Angst vor fehlerhaftem Material und vor Verstößen gegen das Urheberrecht sowie ein chronischer Zeitmangel halten viele deutsche Lehrerinnen und Lehrer davon ab, sich mit Open Educational Resources auseinanderzusetzen bzw. sie aktiv zu nutzen oder bereitzustellen.
Werkstatt.bpb.de macht OER gemeinsam mit dem Partnerprojekt pb21.de ab September zum Schwerpunktthema, um herauszufinden, warum die OER-Bewegung im deutschsprachigen Raum so behäbig verläuft, wie sie voran getrieben werden kann, welchen Nutzen das hat und wo OER möglicherweise an ihre Grenzen stoßen. Geplant ist hierzu eine Länderschau, die in einer Artikelreihe beispielhaft Einblick in den Umgang mit OER in anderen Ländern gibt. Zudem sollen die Lehrenden in einer Umfrage selbst zu Wort kommen. Wir wollen herausfinden, ob sie wissen, was sich hinter der Abkürzung OER versteckt und ob sie bereits damit arbeiten. Außerdem berichten wir vom OERcamp, ein barcamp mit dem Schwerpunktthema OER, das von 14. bis 16. September in Bremen stattfindet. Während eines Wochenendes sollen Teilaspekte des großen Themas digitale und offene Lehr-Lern-Materialien erörtert werden.
Dem klassischen Prinzip eines barcamps folgend, gibt es auch in Bremen kein vorab feststehendes und durchorganisiertes Programm. Vielmehr wird dieses von den Teilnehmenden des OERcamps selbst bestimmt. Alle Anwesenden können Themen vorstellen, die sie interessieren oder die sie diskutieren möchten. Nach einer Abstimmung unter allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern werden aus einigen der Themenvorschläge sog. Sessions und damit Programmpunkte des OERcamps. Es gibt mehrere Sessions parallel, so dass sich jeder seinen individuellen Stundenplan für dieses Wochenende basteln kann. Eine Diskussion relevanter Themen kann aber schon vorab im Sessionforum stattfinden.
Besonders am OERcamp ist die Einrichtung der sog. „WuZeMaP“ – eine Mischung aus Wunschzettel und Masterplan. Sie soll dafür sorgen, dass das Thema OER nicht nur an diesem einen Wochenende im September diskutiert wird, sondern dass sich darüber hinaus eine Auseinandersetzung mit OER etabliert. In die „WuZeMaP“, die schon Ende August hier eingerichtet wird, kann jeder eine Aktion zum Thema OER eintragen, die er für das Vorantreiben der thematischen Auseinandersetzung für notwendig erachtet. Die Aktionen können von den Eintragenden selbst oder von anderen, die sich dafür interessieren, verwirklicht werden. Auch das wird in der „WuZeMaP“ vermerkt. Wie von den Veranstaltern beschrieben, ist die „WuZeMaP“ eine Art Verzeichnis der aktuellen OER-Baustellen im deutschsprachigen Raum. Durch dieses Baustellenverzeichnis soll auch in Deutschland eine Dynamik entstehen, die OER nicht mehr nur randständiges Thema sein lässt.
Im September geht es los: pb21.de und werkstatt.bpb.de wollen das Thema Open Educational Resources ergründen. Über Anregungen Ihrerseits freuen wir uns schon jetzt.
Foto: flickr/opensourceway
[…] Open Educational Resources (OER) sind ein Thema, über das in der Presse wenig berichtet wird. Befasst man sich genauer damit, ist erkennbar, wie sehr die Diskussionen um OER auf Bildungsportalen und -blogs an Fahrt aufnehmen. Erst vor knapp zwei Wochen fand eine Expertenanhörung des Bildungsministeriums und der Kultusministerkonferenz zum Thema statt. Für das nächste SpeedLab „Open Education – Wem gehört die Bildung?“ hat werkstatt.bpb.de zum Einstimmen verschiedene Beiträge zu OER zusammengestellt. […]
[…] Open Educational Resources (OER) sind ein Thema, über das in der Presse wenig berichtet wird. Befasst man sich genauer damit, ist erkennbar, wie sehr die Diskussionen um OER auf Bildungsportalen und -blogs an Fahrt aufnehmen. Erst vor knapp zwei Wochen fand eine Expertenanhörung des Bildungsministeriums und der Kultusministerkonferenz zum Thema statt. Für das nächste SpeedLab „Open Education – Wem gehört die Bildung?“ hat werkstatt.bpb.de zum Einstimmen verschiedene Beiträge zu OER zusammengestellt. […]