Als der diesjährige Bildungsmonitor Mitte August veröffentlicht wurde, gab es in jeder der größeren Zeitungen einen entsprechenden Artikel. Die Titel waren alle sehr ähnlich; und auch die unaufmerksamen Leserinnen und Leser mussten feststellen, dass Sachsen auf Platz eins liegt und dass Berlin “die rote Laterne” abgebe. Doch auch die Bildungsförderungen der einzelnen Bundesländer wurden kritisiert. Vor allem wurde Kritik am Test des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln selbst laut. Einige der untersuchten Kriterien und Merkmale – wie zum Beispiel der Grad der Integration und der Akademisierung oder auch die Forschungsorientierung – seien irrelevant für die tatsächliche Bildungsqualität. 

 

Sachsens Bildungssystem ist spitze

Zeit Online beurteilt die Ergebnisse eher global: “Berlin und der Norden sind Problemregionen”, heißt es dort. Grundsätzlich werden die Ergebnisse als positiv eingeschätzt, vor allem werden die Fortschritte genannt. Generell schneiden fast alle Länder besser als in den vergangenen Jahren ab. So sind Bremen und auch Berlin um einen Platz nach oben gerutscht. Es wird jedoch auch deutlich, dass sich niemand auf diesen Verbesserungen ausruhen dürfe: “Die Studienautoren plädierten eindringlich dafür, Ganztagsbetreuung kleiner Kinder flächendeckend anzubieten.”

 

Dem Stern ist es dagegen wichtig zu verdeutlichen, dass die beiden ostdeutschen Bundesländer Sachsen und Thüringen schon 2010 auf den Spitzenplätzen lagen. Es läge daran, “dass in Ostdeutschland die Schülerzahlen massiv gesunken sind und sich so die gleiche Anzahl an Lehrern um weniger Schüler kümmert.” Kleinere Schulklassen und mehr Lehrer und Lehrerinnen scheinen wohl gut zu funktionieren.

 

“Sachsens Bildungssystem ist spitze”, verkündet auch die Süddeutsche. Sie thematisiert vor allem die fehlende Betreuung bei Kleinkindern. INSM-Geschäftsführer Hubertus Pellengahr sagt zur Süddeutschen: “Unser Ziel sind gleiche Startchancen für alle.” Doch im letzten Satz dringt eine interessante, oft übersehene Information über den Auftraggeber des Bildungsmonitors – der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft – durch: “Die INSM wird von den Metall- und Elektro-Arbeitgebern finanziert.” 

 

Jeder Euro lohnt sich

Und vielleicht deshalb kategorisiert Welt Online das Thema unter die Rubrik Wirtschaft. Die Redaktion fokussiert sich beim Bildungsmonitor vor allem auf das Geld, welches der Staat bei jedem weiteren erfolgreichen Schulabschluss verdient: “Jeder Euro, den der Staat für den Ausbau von Kindergärten und Ganztagsschulen ausgibt, lohnt sich.” Doch es wird auch an die Menschen im Staat gedacht: “Hinzu kommt, dass deren Mütter oder Väter bei besserer Betreuung mehr Stunden arbeiten könnten und daher weniger von Armut bedroht wären.”

 

Die Frankfurter Allgemeine zeigt sich knapp und distanziert. Hessen schnitt nicht besonders gut im Test ab. Mit Platz neun von den 16 Bundesländern befindet sich Hessen zwar gerade noch im Mittelfeld, dennoch sind die Bildungsleistungen kritisch. Über den Bildungsmonitor urteilt sie: “Über die jeweilige Qualität des Bildungssystems lassen sich damit keine direkten Aussagen treffen.”

 

Zwei Gesichter des Bildungssystems

Vielleicht dem begrenzten Nachrichtenwert geschuldet, verschwand das Thema schnell aus den überregionalen Zeitungen. In Blogs wurde es dagegen oft noch einmal aufgegriffen. Der Ton auf pisa-versteher.de ist im Vergleich zu den überregionalen Medien eher tadelnd. Die hoffnungsvolle Stimmung, dass die Chancen eines Migrantenkindes, das Abitur zu erlangen, um 13 Prozent gestiegen seien, wird nicht geteilt. Die Ergebnisse würden bedeuten, „es gibt zwei Geschichten des Bildungssystems zu erzählen.“ Die eine Seite würde sich mehr an Privatschulen wenden, die andere fällt immer mehr zurück.

 

Auch bei bildungsklick.de fand der landesweite Test Nachklang. Die Kritik daran wird stärker. Es wird nachgedacht, wie man ihn anpassen kann. “Böhm forderte die Initiative auf, ihr Monitoring durch Daten zur Unterrichtsqualität und zum Lernerfolg (…) zu erweitern und damit den Bildungsmonitor in seiner Aussagekraft und Akzeptanz zu steigern.”

 

Diese eindeutige Forderung lässt auf eine Verbesserung des Tests in der Zukunft hoffen. werkstatt.bpb.de wird die nächsten Schritte weiter verfolgen!

 

Foto: flickr.com / Axel Schwenke / Erdfunkstelle Usingen 2005 / CC BY-SA 2.0