Die Zeit des Nationalsozialismus gehört in den Lehrplan jeder Oberschule in der Bundesrepublik Deutschland. Was es aber konkret für den Alltag einer Jüdin bedeutete, in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Deutschland aufzuwachsen, kann nur schlecht über Lehrbücher vermittelt werden. Auf einem Workshop am 7. Dezember 2011 in der werkstatt-Partnerschule Waldorfschule Potsdam erzählte Inge Deutschkron von alltäglichen Diskriminierungen, individuellen Schicksalen, aber auch von kleinen alltäglichen Freuden und dem mutigen Engagement von Gegnern des Nazi-Regimes.

Am 7. Dezember 2011 fand im Rahmen des Projekts werkstatt.bpb.de der erste eintägige Workshop mit der werkstatt-Partnerschule Waldorfschule Potsdam zum Thema “Die Verfolgung der Juden während der Zeit des Nationalsozialismus” statt. Der Workshop setzte sich aus verschiedenen methodischen Modulen wie etwa einer spielerischen Lerneinheit und mehreren multimedialen Einheiten zusammen. Die Grundlage für die inhaltliche Vermittlung bildeten insbesondere auch einige Testprodukte der werkstatt – wie zum Beispiel ein Hörbeispiel von “Regime unter dem Hakenkreuz” und die Webseite chotzen.de.

 

Neben der inhaltlichen Fokussierung erhielten die Schülerinnen und Schüler der 9. und 12. Klasse der Waldorfschule eine Einführung in die Erstellung eigener Medienbeiträge und produzierten am Ende des Workshops ein eigenes Zeitzeugeninterview. Das Zeitzeugengespräch mit Inge Deutschkron bildete den Höhepunkt für die Schülerinnen und Schüler und gleichzeitig auch die Grundlage für die eigenen Interviews. Hier traten sie selbst als fiktive Zeitzeugen und berichteten rückblickend von ihren Erinnerungen aus dem Workshop und dem Gespräch mit Inge Deutschkron. Gemeinsam befragten die Schülerinnen und Schüler der Waldorfschule Potsdam Inge Deutschkron nach ihren Erinnerungen: Wann hat sie wahrgenommen, dass sie anders sei als die anderen und wie sei sie mit den täglichen Demütigungen umgegangen? Was wäre passiert, wenn sie den gelben Stern einfach nicht getragen hätte? Hat Frau Deutschkron auch an Auswanderung gedacht? Und identifizierte sich überhaupt mit dem Judentum?

 

Im Anschluss an den Workshop steht für die Schülerinnen und Schüler der Partnerschule bis zum Schuljahresende eine eigene Projektkonzeption und -umsetzung, in dem die genutzten Testmaterialien zur Anwendung kommen. Hier ist die Phantasie der Schülerinnen und Schüler gefragt, je nach Affinität können sie zum Beispiel einen Film, ein (Zeitzeugen-)Interview, einen Blog oder auch eine Talkshow produzieren.

 

Die gesamte Agenda des Workshops ist hier einsehbar.

 

 

Zeitzeugengespräch mit Inge Deutschkron from kooperative-berlin on Vimeo.

 

Inge Deutschkron wurde 1922 in Finsterwalde in einem jüdischen Elternhaus geboren und verbrachte ihre Kindheit und Jugend in Berlin. Durch Ihre Arbeit in der Blindenwerkstatt Otto Weidt und die Unterstützung von nichtjüdischen Freunden, u.a. durch ein illegales Versteck in einer Potsdamer Kleingartenkolonie, wurde sie vor der Deportation bewahrt. Nach dem Zweiten Weltkrieg studierte sie in London Fremdsprachen und arbeitete in Deutschland und Israel als Journalistin. Heute will die 89-Jährige aufklären und interessierten Jugendlichen von ihren Erinnerungen erzählen. Hier finden Sie eine ausführliche Biografie von Inge Deutschkron. Das gesamte Gespräch mit Inge Deutschkron finden Sie hier.