Über das Projekt

 

Mehr als drei Jahre lang, vom Herbst 2011 bis zum Frühjahr 2015, hat die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) auf diesem Blog gemeinsam mit der Kooperative Berlin die Werkstatt für “Digitale Bildung in der Praxis” betrieben. Ab Mai 2015 wird die Werkstatt mit dem Partnerprojekt pb21 als Kollaborationsplattform “werkstatt.bpb.de – Digitale Bildung in der Praxis” auf der Webseite www.bpb.de gebündelt werden.

 

Das Projekt werkstatt.bpb.de – Digitale Bildung in der Praxis ist eine (Online-) Werkstatt, die in Kooperation der Bundeszentrale für politische Bildung mit der Kooperative Berlin seine Umsetzung findet. Thema ist die zeitgemäße Vermittlung von Zeitgeschichte und Politik im Alltag deutscher Schulen (und auch in der außerschulischen Bildung) vor dem Hintergrund aktueller Herausforderungen wie Heterogenität und Digitalisierung.

 

Der Erfahrungshorizont der Schülerschaft wird zunehmend multikultureller und multiethnischer. Aspekte wie Migration und Digitalisierung verändern vermehrt den Schulalltag. Lebenswelten verschieben sich in den digitalen Raum. Smartphones und soziale Netzwerke sind omnipräsent, aber kaum Teil einer konstruktiven Nutzung im Unterricht. Die Effekte der Digitalisierung und der dauerhaften Migration werfen für Lehrende zahlreiche drängende Fragen auf.

 

Das Projekt werkstatt.bpb.de – Digitale Bildung in der Praxis fragt, diskutiert und erforscht, wie das Lernen in Zukunft aussieht: Wie können Technologien und Onlineangebote genutzt werden, um Jugendliche dort abzuholen, wo sie sind? Wie lassen sich Themen des Geschichts- oder Politikunterrichts – wie Demokratie und Menschenrechte – an Klassen vermitteln, in denen zahlreiche Schüler_innen aus Familien stammen in deren Erfahrungshorizont Themen wie Zweiter Weltkrieg oder Mauerfall nicht zu den Selbstverständlichkeiten der eigenen Lebenswelt oder -geschichte gehören? Wie passt die eigene, nationale Erzählung zu den Perspektiven und Erfahrungshorizonten der anderen Mitschüler_innen? Und wie können Jugendliche im Anschluss für den Mehrwert einer Partizipation in der Demokratie und am gesellschaftlichen Leben begeistert werden?

 

Der Begriff “Werkstatt” betont den prozesshaften Charakter des Projekts. Alle Aktivitäten, Thesen und Beiträge befinden sich in stetiger Weiterentwicklung und verstehen sich als Forschungsgegenstand. Das unmittelbare Ziel des Projekts ist der Aufbau einer Community von Lehrer_innen, Akteur_innen und Expert_innen, die sich gemeinsam mit uns über die oben genannten Themen und Fragen auseinandersetzt. Langfristig sollen Bildungsangebote vor dem Hintergrund der oben genannten Herausforderungen optimiert, angepasst, alltagstauglicher gemacht werden.

 

Das Projekt startet mit dem Schuljahr 2011/12. Seither entwickelt es sich ständig weiter, denn die Werkstatt der bpb ist kein fertiges Endprodukt, sondern vielmehr ein Labor für Tests oder eben eine Werkstatt, um innerhalb des festgelegten thematischen Rahmens einfach mal drauf los zu bauen und zu sehen, was wir dabei lernen und wie die Erkenntnisse den Nutzer_innen zur Verfügung gestellt werden können.

So besteht werkstatt.bpb nicht nur aus seiner Online-Werkstatt, der Internetpräsenz, auf der wir regelmäßig berichten, sondern auch aus verschiedenen aktuellen und vergangenen Aktionen. Diese werden online dokumentiert, finden meist aber nicht online statt. Die Projektbestandteile werden nachfolgend erläutert:

 

 

Online-Werkstatt

 

Die Online-Werkstatt ist ein redaktionell betriebenes Blog, das über Entwicklungen im Bereich der digitalen Bildung berichtet, Phänomene wie Individualisierung und Heterogenität auf den Schulkontext bezieht sowie Thesen zur Vermittlung von Zeitgeschichte und Politik diskutiert. Neben einem Redaktionsteam beteiligen sich bundesweit ausgewählte Bildungspraktiker_innen. Gemeinsam sollen hauptsächlich zwei Fragen erforscht werden: Wie können digitale Medien den Unterricht in immer heterogeneren Klassen unterstützen? Wie kann deutsche und europäische Zeitgeschichte im Unterricht mit einer wachsenden Zahl von Schüler_innen mit Migrationsgeschichte zeitgemäß – also optimaler Weise mit digitalen Bildungsangeboten und Instrumenten – vermittelt werden?

 

 

Die Online-Werkstatt behandelt sechs übergeordnete Themen:

 

Im Bereich “digitales Lernen” berichtet die Werkstat der bpb über neue Hardware- und Softwareentwicklungen, die im Bildungsbereich nützlich sein können. Dabei liegt das Augenmerk nicht auf den neuesten Errungenschaften der schönen Technologiewelt, sondern vor allem auf dem Nutzen, den Lernende und Lehrende davon haben.

 

Unter dem Thema “Partizipation” diskutieren wir die Möglichkeiten, zur Teilhabe am politischen und gesellschaftlichen Leben und die Frage: Was kann (historisch-politische) Bildung tun und wie können digitale Instrumente dabei helfen, um Lernende zu aktivieren und mit dem Wert von Partizipation vertraut zu machen?

 

Unter “Lernorte” rücken Plätze fernab der Schulmauern in den Blick, an denen gelehrt und gelernt werden kann: Wo findet kreatives außerschulisches Lernen statt?

 

Der Bereich “Lebenswelten” rückt Lehre und der_die Lehrer_in ein wenig in den Hintergrund – aber nur, um schließlich neue Erkenntnisse für sie zu gewinnen: Wie verbringen die Schüler_innen ihre Freizeit? Welche Themen bewegen sie? Wie differenziert müssen die Lebenswelten Jugendlicher erfasst werden, um Verständnis für sie zu haben?

 

Unter “Lehrende & Bildende” geht es dafür ausschließlich um Lehrkräfte der (außer-)schulischen Bildung. Wir fragen nach Ausbildungsstandards, nach Fortbildungen und solchen, die erst noch erfunden werden müssen. Außerdem ergründen wir die Aufgabenvielfalt von Lehrer_innen und zeigen Tools, die ihren Arbeitsalltag erleichtern können.

 

Das Thema “freie Bildungsmaterialien” (Open Educational Resources: OER) hat die Werkstatt der bpb seit den Diskussionen um den Schultrojaner 2011 immer stärker in seinen Bann gezogen bis ihm schließlich ein eigener Themenschwerpunkt zuteil wurde. Seither haben wir zahlreiche Artikel zur nationalen und internationalen Entwicklung in diesem Feld veröffentlicht, Veranstaltungen zum Thema besucht, dokumentiert und selber ins Leben gerufen, ein gemeinsames Dossier mit unserem Schwesterprojekt pb21.de aufgesetzt, woraus ein eBook entstand, und vieles mehr. Dahinter steckt eine Vision: OER könnten Bildung und vor allem die Verfügbarkeit von Material grundlegend verändern.

 

 

Aktionen

 

SpeedLabs

“SpeedLabs” sind eintägige Mikrokonferenzen, die zu den beiden Themen Migration und Digitalisierung veranstaltet werden. Sie sind eine Kombination aus einer Podiumsdiskussion, Vorträgen und Kurz-Workshops (“LernLabs”) in Anlehnung an “Speeddating”. Neben ausgewählten Expertinnen nehmen ca. 50 bis 70 Bildungspraktiker_innen an den Veranstaltungen teil. Während eines Lernlabs bekommen die Teilnehmer_innen die Chance, eine Reihe von Expert_innen in kurzen Diskussionen kennen zu lernen und zu befragen. Ziel der LernLabs ist die Formulierung von konkreten Thesen für Veränderungen im Schulalltag, insbesondere bei der Geschichts- und Politikvermittlung.

 

Ausprobiert

Multimediale Lehrmaterialien spielen innerhalb des Projekts eine besondere Rolle. Welche medialen Formate erreichen die Schülerinnen und Schüler? Welche Medien sind tagtäglich in der Lebenswelt der Schülerschaft vorhanden und erleichtern den pädagogischen Zugang zu ihnen? Wie müssen Themen und Inhalte grafisch, strukturell und didaktisch aufbereitet sein, damit sie das Interesse der Schüler_innen wecken und eine dauerhafte Auseinandersetzung ermöglichen? Um eine möglichst optimale Gestaltung von multimedialen Lehrmaterialien zu fördern, sind alle Interessierten im Rahmen des Projekts aufgerufen, kostenloses Lehrmaterial anzufordern und zu testen. Welche Möglichkeiten bietet das Material für den Einsatz im Unterricht? Die Beurteilungen der getesteten Materialien werden ausführlich evaluiert, Handlungsempfehlungen für die Produktion weiterer Produkte werden abgeleitet und artikuliert.

 

Prototypen

2013 entwickelte die Werkstatt der bpb gemeinsam mit Interessierten in einem offenen Prozess freie Unterrichtsmaterialien. Sie taufte das Ganze Open Educational Development (OED). Themenfelder waren Rechtsextremismus und Erster Weltkrieg. Ganz konkretes Material ist dabei wenig entstanden, dafür wurde u.a. eines deutlich: In einer heterogenen Gruppe von Entwickler_innen werden innovative neue Bildungsideen generiert und altbekannte Diskussionen aus neuen Blickwinkeln betrachtet. Dies hat werkstatt.bpb 2014 zum Anlass genommen, in den Austausch mit Querdenker_innen unter den Programmierer_innen, App-Entwickler_innen und Didaktiker_innen zu treten, um so verstärkt und exemplarisch Prototypen zu entwickeln. Wir schrauben momentan an einer App und einer Online-Anwendung zur Erstellung von Lehrmaterialien. Was wir da fabrizieren und was wir dabei gelernt haben, ist in Kürze genauer unter “Prototypen” nachzulesen.

 

ThinkTank Feldforschung

Im Grunde ist die ganze Werkstatt ein riesiger ThinkTank und Feldforschung machen wir spätestens dann, wenn wir mal wieder unser Büro verlassen, um eine Veranstaltung zu besuchen, eine_n Expert_in zu einem Thema zu interviewen oder dem Schulunterricht an einer Schule beizuwohnen. Aber es geht noch mehr: 2014 führen wir Gespräche mit zahlreichen Wissenschaftler_innen und Expert_innen außerhalb des schulischen Bildungsbereichs, um Erkenntnisse zu erlangen, die sich auf diesen anwenden lassen: Was weiß ein_e Programmierer_in über Netzwerktools, die dem Lehrerkollegium einer Schule helfen könnten, sich besser auf den Unterricht vorzubereiten? Wie arbeiten Vorreiter_innen im Bereich der virtuellen Hochschulbildung und was kann das für die Bildung in der Schule bedeuten? Wie motivieren Projektleiter_innen ihr Team und unter welchen Bedingungen lässt sich dies auf Lehrer_in und Schüler_in übertragen? Mit solchen und ähnlichen Fragen betreibt die Werkstatt Feldforschung und trägt die Erkenntnisse und Ideen in die bpb.

 

Vergangene Aktionen

Das war’s noch lange nicht! In den vergangenen drei Werkstatt-Jahren haben wir noch einige weitere Aktionen durchgeführt. Sie sind vergangen, ihre Inhalte hingegen weiterhin aktuell. Unter “Vergangene Aktionen” dokumentieren wir z.B. unsere intensive Zusammenarbeit mit ausgewählten Partnerschulen und die dort durchgeführten Workshops, wir berichten von dem Gelernten während der eBook-Erstellung und zeigen auf, welche Diskussionen, Herausforderungen und Ideen den OED-Prozess prägten.

 

 

Weitere Hinweise zu einzelnen Bausteinen und insbesondere des Weblogs finden Sie unter FAQs. Die Projektverantwortlichen des Projektlaufzeitraums 2011 bis Frühjahr 2015 finden Sie unter Impressum, eine Kurzbeschreibung der Autor_innen dieses Blogs unter Autoren.

 

Sollten Sie grundsätzliche Anregungen zu diesem Projekt oder dem Weblog haben, können Sie sich gerne über Kontakt an uns wenden. Wir freuen uns auf Ihre Rückmeldung.

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