Durch die Einbeziehung von Zeitzeugen und Zeitzeuginnen als “Quelle” in den Geschichtsunterricht können historische Ereignisse spannend und lebhaft vermittelt werden. Auch das Internet birgt als weitere, moderne Quelle zahlreiche Chancen für den Geschichtsunterricht. Es sei Aufgabe der Lehrenden, den Jugendlichen darin Hilfestellung zu geben, die Vielseitigkeit der Inhalte kritisch zu bewerten, so die Geschichtslehrerin Sibylla Hesse der Waldorfschule Potsdam. Nachfolgend berichtet sie über den Workshop vom 07. Dezember 2011 zum Thema “Die Verfolgung der Juden während des Nationalsozialismus”. Auf werkstatt.bpb ist auch das Zeitzeugengespräch mit Inge Deutschkron veröffentlicht.

 

Workshop-Feedback von Sibylla Hesse from kooperative-berlin on Vimeo.

 

“Wer etwas mit eigenen Augen  erlebt hat, kann davon viel dichter und authentischer erzählen als diejenigen, die sich das Wissen nur angelesen haben. So war ich sehr dankbar dafür, dass die Werkstatt bpb uns ermöglichte, mit Inge Deutschkron in unserer Schule zu sprechen. Die Präsenz ihrer Persönlichkeit mit ihrem Humor, ihrer Direktheit, ihrem lebhaften Interesse an der Gegenwart und jungen Menschen wurde für meine SchülerInnen zu einem wichtigen Erlebnis. Außerdem konnten sie die “Quelle” befragen und in einen Dialog treten, was bei papiernen oder gegenständlichen Quellen nicht möglich ist. Das gilt für Bio-Deutsche ebenso wie für Migrantenkinder. Die ZeitzeugInnen zur NS-Zeit werden immer weniger und daraus ergibt sich die Notwendigkeit, Gespräche mit ihnen für die Nachwelt aufzuzeichnen.

 

Die heutigen Jugendlichen sind ihren LehrerInnen oft weit voraus im Zurechtfinden in der digitalen Welt. Qualität herauszufiltern dagegen fällt ihnen nicht leicht und da wäre es der Lehrenden Aufgabe, ihnen Hinweise, oder neudeutsch Links, zu geben auf Brauchbares, Qualitätsvolles. Ich glaube, es führt kein Weg vorbei am Einbezug des Internets in den Geschichtsunterricht, so wie man früher in die Benutzung einer Bibliothek – die weiterhin in Gebrauch bleiben sollte! – eingeführt hat.

 

Hier besteht beim Recherchieren zur NS-Zeit die Gefahr, auf unrechte oder gerade “rechte” Seiten zu gelangen. Auch da sind die Lehrenden gefordert, Kriterien zu nennen, woran Jüngere die Einseitigkeit erkennen können. Insofern sind vorgefilterte, “sichere” Angebote aus dem Bildungsbereich nützlich. Das Internet hat die Tendenz, sich zum Zeitfresser zu entwickeln. Hier bedarf es ebenfalls einer Hilfestellung, wie man schnell und zielgerichtet an das Gesuchte gelangt.

 

Was den eintägigen Workshop der Werkstatt bpb anbelangt, so war er sinnvoll aufgebaut und von jungen Leuten mit Zugewandtheit und Schwung geleitet. Die Anleitung zur Medienkompetenz (Filmen von eigenen Interviews) könnte noch etwas verbessert werden, hier war die Zeit zu knapp. Aus Lehrerin-Perspektive ist noch hinzuzufügen, dass ich es genoss, nicht die Hauptverantwortliche zu sein, sondern mich nur um den Rahmen zu kümmern und ansonsten zuzuschauen und selbst neue Erkenntnisse zu gewinnen. Was im zweiten Halbjahr die Festigung der Erkenntisse der SchülerInnen sein wird, sehe ich noch nicht so genau, aber das wird sich zeigen.

 

Nochmal herzlichen Dank den Verantwortlichen der Werkstatt bpb bzw. KOOPERATIVE BERLIN!”