“Migration” hat häufig eine negative Konnotation – wie ein Schülerworkshop an der werkstatt.bpb-Partnerschule Sophie-Scholl in Berlin Schöneberg zeigte. Die einzelnen Aspekte des Themas sind jedoch vielfältig und häufig viel persönlicher als auf den ersten Blick zu erkennen. Zusammen mit werkstatt.bpb.de fokussierte die neunte (Integrations-)
Klasse das Thema Migration anhand unterschiedlicher Methoden.

 

Was verbindest du mit dem Thema Migration? Auf dem eintägigen Workshop mit der neunten Klasse der Partnerschule näherte sich werkstatt.bpb.de dem Thema zu Beginn des Tages mit assoziativen und spielerischen Methoden. Eine offene Brainstorming-Runde in der Klasse führte die Schülerinnen und Schüler in das Thema ein und gab Aufschluss über ihr Hintergrundwissen. Ohne vertiefend nachzuhaken, entstand ein Bild mit vielfältigen Themenaspekten: Auswanderung, Flucht, politische Situation, Hunger, Arbeit, Verfolgung, Familie, Krieg, Landwirtschaft, Asyl, Exil, Zweiter Weltkrieg, Unterdrückung, Gastarbeiter und Religion.

 

Die “Denkmäler Migration”, die im Anschluss in Kleingruppen zum Thema Migration gestaltet und pantomimisch dargestellt wurden, beschäftigten sich alle mit dem Versuch, das eigene (Ursprungs-)Land zu verlassen, um in ein anderes Land zu gelangen – meist erschwert durch eine Grenze oder die ablehnende Haltung des Wunschlandes. Die Denkmäler zeigten den Aspekt, der für die Schülerinnen und Schüler im Rahmen des Themas vorherrschend ist.

 

Der dritte Teil des Einführungsblocks widmete sich den persönlichen Geschichten und Hintergründen der Jugendlichen. In Team-Arbeit erstellten sie erst die Stammbäume des Partners oder der Partnerin und stellten diese dann gegenseitig der Klasse vor. Die Familienstammbäume ergaben ein buntes geographisches Bild. Indem sie die individuellen Migrationshintergründe der Schülerinnen und Schüler sichtbar machten, sollte der persönliche Bezug dargestellt werden und zusätzlich für das Thema sensibilisieren. Nur bei den wenigsten war die Familiengeschichte auf Berlin oder Deutschland begrenzt.

 

Um thematisch tiefer einzusteigen, folgte ein weiterer Block mit dem Biografie-Quiz. Was sind die Geschichten der deutschen Stars, die für unsere Gesellschaft von Bedeutung sind – wie zum Beispiel Mesut Özil, Bushido oder Ivy Quainoo? Was sind die soziostrukturellen Hintergründe der Länder und die Ursachen, wegen denen ihre Eltern ausgewandert sind? Die Klasse erhielt Informationen über die Biografien der gesuchten Stars und Zusatzinformation über die entsprechenden Länder. Durch JA/NEIN-Antworten wurden die einzelnen Gruppen zu der gesuchten Person geführt.

 

Wesentlicher Bestandteil des Workshops am Nachmittag war die “Medienproduktion” in Form eigener Interviews – eine zusätzliche Methode, durch die sich die Klasse aktiv und nachhaltig mit dem Thema Migration auseinandersetzen konnte. Die Jugendlichen schlüpften in die verschiedene Rollen: Redaktion, Interviewpartner und -partnerin, Kamera, Ton. Für die Rollen konnten eigene oder fiktive Migrationsgeschichten gewählt werden. Die Redaktion bereitete die Interviewfragen vor, ein geeigneter Ort wurde ausgesucht, Bild und Ton überlegt. In einer abschließenden Runde gab werkstatt.bpb.de Feedback zu den Interviews der Jugendlichen. Wesentliche Aspekte waren die Auswahl des Ortes mit den entsprechenden Motiven im Hintergrund, die Berücksichtigung des Lichts, die Kameraführung und Bildaufteilung, die Vorstellung und Einführung des Interviewpartners und die inhaltliche Tiefe. Die Interviews vermittelten ausgelassene Schülerinnen und Schüler, für die das Thema Migration kein abstrakter Gegenstand mehr ist.

 

Foto: Denkmal zum Thema Migration, Kooperative Berlin