Lessons Learned aus dem OED-Prozess

 

2013 führte die Werkstatt der bpb zwei offene Entwicklungsprozesse zur Erstellung von OER-Materialien zu den Themen Rechtsextremismus und Erster Weltkrieg durch und nannte das Ganze OED (Open Educational Development). Nachdem im Dezember der letzte Workshop dieser Reihe stattfand, ist es nun Zeit für die Lessons Learned.

 

„Was passiert, wenn wir einfach mal machen, anstatt immer nur darüber zu reden?“ Das hat sich das Team von werkstatt.bpb.de im Frühjahr 2013 gefragt. Lange zuvor hatte das Redaktionsteam bereits Veranstaltungen zu offenen Unterrichtsmaterialien (Open Educational Resources: OER) besucht, darüber berichtet, gemeinsam mit dem Schwesterprojekt pb21.de ein Dossier zum Thema aufgesetzt und selbst ein SpeedLab dazu veranstaltet. Irgendwann drehten sich die Diskussionen auf Veranstaltungen und in der Berichterstattung im Kreis und verblieben meist auf der Metaebene. Währenddessen wurde eine Frage immer lauter: „Was können wir lernen, wenn wir einfach mal versuchen, OER zu entwickeln?“ Die Antwort war eine Unbekannte und so machte sich das Werkstatt-Team auf, einen Test zu wagen, bzw. gleich zwei.

 

Im Mai 2013 rief werkstatt.bpb.de auf, sich an der Entwicklung von Open Educational Resources in zwei offenen Entwicklungssträngen zu den Themen Rechtsextremismus und 100 Jahre Erster Weltkrieg zu beteiligen. Das Werkstatt-Team hatte sich eine besonders sportliche Übung vorgenommen: mit Akteur_innen aus dem Bildungsbereich (insbesondere Lehrer_innen) und Expert_innen im Bereich OER nach deren Vorstellungen, Materialien zu den vorgegebenen Themen zu entwickeln – kurz: OER zu machen.

 

Die Kommunikationskanäle wurden befeuert und zahlreiche Interessierte meldeten sich, stellten Rückfragen und sprachen sich für das Vorhaben aus. Das Kind hatte zu diesem Zeitpunkt bereits einen Namen bekommen: Open Educational Development (#OED13). Als dann die konkrete Arbeit in den Workshops anstand, war es einem Teil besonders Engagierter möglich, nach Berlin zu kommen und sich so oder online zu beteiligen. Die Workshops fanden daher meist in Runden von zehn bis 25 Interessierten statt. Wesentliche Kriterien des Prozesses waren neben seiner Offenheit, die heterogene Zusammensetzung der Gruppe, die praktische Arbeit an Inhalten sowie die möglichst transparente Berichterstattung über das Vorhaben: Werkstatt.bpb.de streamte die Workshops live, berichtete über sie und stellte dort Erarbeitetes online zur Verfügung. So sollten möglichst viele Interessierte teilhaben können. Nachdem im Dezember vergangenen Jahres der sechste und damit letzte Workshop abgehalten wurde, will das Werkstatt-Team nun einige seiner Lessons Learned zu verschiedenen Bereichen des OED-Prozesses veröffentlichen und zur Diskussion stellen:

 

 

Die Kommunikation

 

Bei einem solchen Prozess ist die Kommunikationsleistung, die die Beteiligten verbindet, von besonders hoher Bedeutung. Einzelansprachen sind dabei effektiver als Sammelmails und Co.

 

Die Kommunikation mit den Beteiligten sollte regelmäßig, konkret und strukturiert verlaufen, so dass sich die Mitwirkenden darauf einstellen können.

 

 

Der Prozess

 

Die Offenheit der Prozessgestaltung unterdrückt die konkrete, praktische Arbeit. Der Rahmen des Entwicklungsprozesses sollte daher von Anfang an vorgegeben und transparent gemacht werden.

 

In einem OER-Entwicklungsprozess ist man in hohem Maße von der Bereitschaft der Beteiligten abhängig. Dies gilt es zu honorieren, um eine gemeinsame Weiterarbeit aufrecht zu erhalten.

 

 

Der Inhalt und die Form

 

Den Spagat zwischen einem inhaltlichen Thema und seiner Form (OER) zu schaffen, ist ein Unterfangen, das stark strukturiert und durchdacht werden muss.

 

OER spielen für den Großteil der Bildungspraktiker_innen in ihrem Arbeitsalltag bislang noch keine Rolle. Es bleibt (noch) ein Nischenthema.

 

 

Die Beteiligten

 

Wenige Bildungsakteur_innen sind bereit, neben ihrer regulären Arbeit, praktisch an OER zu arbeiten, auch wenn sie sich an der theoretischen Diskussion gerne beteiligen. Insbesondere bei Lehrer_innen kommt hier der Aspekt des chronischen Zeitmangels hinzu.

 

Bei dem Vorhaben OER zu entwickeln, sollte möglichst deutlich werden, was die Beteiligten am Ende davon haben.

 

Möchte man Interessierte finden, die sich an einem OER-Entwicklungsprozess beteiligen, ist es hilfreich diese eher über das Thema als über die Form (OER) zu suchen.

 

OER mit einer sich ständig verändernden Gruppe zu gestalten, erschwert das Vorhaben. Eine feststehende Gruppe erleichtert es, da Erläuterungen und Festlegungen nicht immer wieder kommuniziert und diskutiert werden müssen.

 

Je kleiner die Gruppe, desto einfacher lässt sich die praktische Arbeit gestalten.

 

Eine heterogene Gruppe von Beteiligten führt zu einem höheren Koordinationsaufwand, bereichert aber die inhaltliche und strukturelle Arbeit am konkreten Produkt.

 

 

Die Workshops

 

Viel Input generiert nicht automatisch viel Output.

 

Entwickelt man OER in einer Workshop-Reihe, ist es von Vorteil, die Workshops terminlich möglichst nah beieinander anzusetzen, um Wiederholungen der Inhalte und Vereinbarungen zu vermeiden.

 

Die Metaebene rund um das Thema offene Bildungsmaterialien in Diskussionen zu verlassen, ist schwierig und muss stark gelenkt werden.