Jugendliche und neue Medien – diesem Thema widmete sich das Erfurter Barcamp am 23. und 24. Juni. Im Mittelpunkt stand die Frage, wer Kindern und Jugendlichen die nötige Medienkompetenz vermitteln kann, die sie brauchen, wenn sie sich im Netz bewegen. Eltern, Lehrerinnen und Lehrer oder Medienpädagoginnen und -pädagogen? Melanie Unbekannt, Bildungsbloggerin, berichtet in einem Artikel über ihre Eindrücke und Erkenntnisse, die sie vom Erfurter Barcamp mitgenommen hat.

 

Am 23. und 24. Juni fand zum ersten Mal das Barcamp Erfurt – junge Medien statt. Im Fokus stand die Verwendung von Medien durch Kinder und Jugendliche. Zielgruppe waren Medienschaffende, Kreative, Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, Bloggerinnen und Blogger, Internetexperten und -epertinnen, Softwareentwickler und -entwicklerinnen sowie Laien.

Knapp 70 Interessierte versammelten sich, um sich darüber auszutauschen, wie man Kinder und Jugendliche auf das digitale Zeitalter vorbereitet und wie man ihnen einen kritischen Umgang mit neuen Medien nahebringen kann.

 

Am Freitagabend fand eine historische Altstadtführung für die Barcamper statt. Hier hatte man schon die Chance, sich in einem informellen Rahmen kennenzulernen und das erste Eis zu brechen.

Der Samstagmorgen begann mit einem Frühstück. Anschließend fand die obligatorische Vorstellungsrunde und die Sessionplanung statt. Hier folgt mein persönlicher Sessionplan des Wochenendes:

 

Samstag, 23.06.2012

  • Medienkompetenz mit Wiki (meine Session)
  • Projektbörse Matchmaking, Netzwerke (Dirk Kiefer)
  • Führung durch Schloss Einstein
  • Änderung des Lehrverhaltens (Constance Adlung)
  • mobile first – Wie lernt der Nachwuchs Medien (Peter, @cainvommars)
  • Kompetenzen für Pädagogen + Eltern (@medienbewusstde)

 

Sonntag, 24.06.2012

  • Jugendliche & social Networks (@cainvommars, @cappellmeister)
  • Medienkompetenz fördern (@medienbewusstde)

 

Während des Barcamps war das Thema Medienkompetenz sehr dominant. Hier wird nur kurz angerissen, worum es inhaltlich in den einzelnen Sessions ging, denn in so gut wie allen Kleingruppen mündeten die Debatten in ähnlichen Schlussfolgerungen und Handlungsanweisungen.

Ich stellte mein aktuelles Projekt vor, welches ich betreue. Seit knapp zwei Jahren nutzen die beiden Medienklassen der Archenhold Oberschule in Berlin Treptow, ausgestattet mit eigenen Netbooks, eine Wikitechnologie in ihrem täglichen Unterricht.

 

Der Nachwuchs ist mit den Printmedien, dem Internet, den sozialen Netzwerken und den technischen Werkzeugen vertraut. Doch wer vermittelt den korrekten Umgang mit den Medien? Sind die Eltern, Lehrer und Lehrerinnen, Vereine und/oder Medienpädagogen in der Verantwortung? Oder vielleicht doch einfach alle gemeinsam?

 

Angefangen hat diese Debatte mit dem Thema Änderung des Lehrverhaltens. Hier haben wir uns vor allem mit den Universitätsdozenten und -dozentinnen sowie den Lehrern und Lehrerinnen befasst. Nach der hitzigen Diskussion, die recht pauschalisierend war, wurde festgehalten, dass es einen Großteil an Personal gibt, welches sich den neuen Medien verwehrt, weil sie keinen Mehrwert für sich und ihre Lernenden entdecken. Außerdem fehle es an Fortbildungsmaßnahmen, die so konzipiert sind, dass die Lehrenden den Umgang mit den Web2.0-Tools schnell und einfach erlernen. Einige Lösungsansätze bieten hier die Plattformen von pb21.de, klicksafe oder medienbewusst. Dies sind erste Anlaufpunkte, an die man sich wenden kann, wenn man mehr Informationen rund um den Nutzen des Internets wünscht.

 

Bei der Session mobile first und den beiden Sessions von medienbewusst.de standen die Familien und Schulen im Vordergrund. Die Eltern erwerben die technischen Geräte (PC, Smartphone, Tablet PC) und haben oftmals nicht die Kenntnis darüber, welche Chancen und Risiken sich dahinter verbergen. An diesem Punkt wird dann der Rettungsanker in der Schule gesucht. Zusätzlich zum Lernstoff wird erwartet, dass die Lehrerinnen und Lehrer den Umgang mit den neuen Möglichkeiten vermitteln. In der Diskussion sind wir zu der Erkenntnis gekommen, dass die Lehrenden in Form von Projektwochen oder projektorientiertem Unterricht die Chancen und Risiken der Web2.0-Tools und des Umgangs mit den technischen Geräten sehr gut schulen können. Schließlich tragen auch die Lehrkörper Verantwortung und sollen die Kinder auf die Berufswelt vorbereiten. Selbstverständlich sollten sie sich dann auch mit den technischen Gegebenheiten befassen und auch die Handhabung sowie die kritische Nutzung vermitteln. Ebenso haben wir überlegt, wie die Eltern erreicht werden können. Hier kamen wir zu dem Konsens, dass Organisationen, Vereine oder Initiativen Elternworkshops zu oben genannten Themen anbieten könnten.

 

Ebenfalls sehr emotional war die Session Jugendliche und Social Networks. Hier wurde die Frage in den Raum geworfen, ob sich schon 6-jährige in sozialen Netzwerken, wie z.B. schülerVZ tummeln sollten? Was soll man den Kindern an die Hand geben? Wie sollen sie sich in der Öffentlichkeit des Internets bewegen? Was dürfen sie und was ist verboten? All diese Fragen wurden heiß debattiert.

Die Moderatoren haben am Schluss ihrer Session folgendes zusammengetragen: Es ist wichtig, dass Eltern, Lehrer, Medien- und Sozialpädagogen einen Weg finden, gemeinsam Medienkompetenz zu vermitteln. Damit aber alle Akteure eine gemeinsame Basis haben, hatten wir unter anderem festgehalten, dass die Kinder in der Familie gestärkt werden, dass man ihnen soziale Verhaltensregeln beibringt, die online und offline gelten. Ebenfalls eine wichtige Voraussetzung für einen kompetenten Umgang mit sozialen Netzwerken ist das Vertrauen innerhalb der Familie. Mobbingversuche könnten so z.B. schon im Keim erstickt werden, wenn die Kinder sich frühzeitig ihren Eltern anvertrauten.

 

Eine Handlungsanweisung, die wir vor Ort für alle beteiligten Akteure uns Akteurinnen für sehr wichtig erachtet haben, ist, dass die Kinder zunächst nicht allein mit den Geräten und dem Internet gelassen werden. Lehrer und Lehrerinnen können den Schülern und Schülerinnen zwecks Recherche für Hausaufgaben entsprechend konkrete Webseiten an die Hand geben. Medienpädagogen uns -pädagoginnen sollten vermehrt mit in den Unterricht einbezogen werden, sodass die Lehrenden eine Art Unterstützung bzw. Entlastung bekommen. Ebenso sollten Medienexperten und -expertinnen zu Elternabenden eingeladen werden, damit auch die Eltern entsprechend vorbereitet und aufgeklärt werden können.

  

Foto: flickr/digiparden