Die Abfrage von Wissen im Geschichtsunterricht basiert häufig auf dem Auswendiglernen von Zahlen, Daten und der Abfolge von Herrscherdaten. Weckt das vorwiegend funktionale Lernen das Interesse der Jugendlichen, um sich aktiv mit Geschichte auseinander zu setzen? Dass auch andere Modelle möglich sind, zeigt sich am Matthias Claudius Gymnasium in Hamburg. Anstelle einer Klausur führen die Schülerinnen und Schüler einer Abiturklasse in Kleingruppen je ein eigenständiges Zeitzeugeninterview. Im Vorfeld veranstaltete das Team von werkstatt.bpb.de am 23. Februar 2012 einen Workshop in der Klasse.

 

Workshop an der Partnerschule in Hamburg from kooperative-berlin on Vimeo.

 

Wie breit wähle ich das Thema, was ist bei Zeitzeugen als Quelle für historische Ereignisse zu beachten? Wie verhalte ich mich im Gespräch gegenüber dem Zeitzeugen oder der Zeitzeugin? Welche biografischen Aspekte sind besonders spannend oder widersprüchlich? Und welche technischen Vorbereitungen sind zu beachten? Auf dem Workshop, der am 23. Februar 2012 mit der werkstatt.bpb-Partnerschule, dem Matthias Claudius Gymnasium in Hamburg, zum Thema Alltag und Gesellschaft in der DDR stattfand, setzten sich Schülerinnen und Schüler zu Beginn beispielhaft mit verschiedenen Biografien auseinander und erarbeiteten im Anschluss konkrete Fragen für ein Zeitzeugeninterview mit Peter Grimm. 

 

** Peter Grimm (1965 in Ost-Berlin geboren) machte 1982 auf dem Begräbnis von Robert Havemann Bekanntschaft mit den Regimegegnern Ralf Hirsch und Werner Fischer, deren Überzeugung er teilte. Nach einem misslungenen Anwerbungsversuch des MfS folgte ein Schulverweis als Grimm gerade seine Abiturprüfung ablegen sollte. Daraufhin knüpfte er Kontakt zu verschiedenen Bürgerrechtskreisen in Ost-Berlin, welche sich mit Menschenrechtsfragen auseinander setzten, wie zum Beispiel dem Friedenskreis in der Bekenntniskirche in Berlin-Treptow. 1986 war Grimm Mitbegründer der Initiative Frieden und Menschenrechte, die er nach dem Verbot eines von ihm mit initiierten Menschenrechtsseminars ins Leben rief.**

 

Methodisch wurden auf dem Workshop inhaltliche Fragen zur DDR-Geschichte mit praktischer Medienarbeit verknüpft. Gemeinsam befragten die Schülerinnen und Schüler des Matthias Claudius Gymnasiums Peter Grimm nach seinen Erinnerungen: Wie sah sein Schulalltag aus und wie beeinflusste dieser seine Haltung zum politischen System der DDR? Wie verlief der Anwerbungsversuch der Stasi und wie reagierte er darauf? Nach dem Interview stellten die Kleingruppen ihre eigenen Projekte vor, klärten offene Fragen und planten die nächsten Schritte. In einem abschließenden praktischen Teil erhielt die Klasse eine Einführung in die Erstellung eigener Medienbeiträge und produzierte testweise ein eigenes Zeitzeugeninterview. Hier traten sie selbst als fiktive Zeitzeugen auf und berichteten rückblickend von ihren Erinnerungen aus dem Workshop und dem Gespräch mit Peter Grimm.