Als Seminarschule hat sich die Schulleitung des Platen-Gymnasiums Ansbach für den Erwerb einer interaktiven Tafel und die entsprechende Weiterbildung ihrer Lehrkräfte entschieden. Die Anschaffung des neuen Mediums ging einher mit den zentralen Fragen nach der geeigneten Technikgrundlage, der Einbeziehung möglichst vieler Lehrkräfte in den Gebrauch der Tafel und nach ihrem tatsächlichen didaktischen Nutzen für die Schülerinnen und Schüler. Im ersten Teil der Reihe beschreibt Richard Leinstein die technischen Kriterien, die für die Wahl der interaktiven Tafel ausschlaggebend waren. 

 

Wesentlich für die Auswahl der interaktiven Tafel war das Bemühen, eine hochintegrierte Lösung mit geringstmöglicher Ausfallwahrscheinlichkeit zu finden, die nicht die Technik in den Vordergrund stellt, sondern die intuitive Bedienung. 

 

Das Bediensystem für Whiteboards

Der Blick in die Fachliteratur, wie etwa die ix vom Februar 2012 zeigt, dass generell vier konkurrierende Bediensysteme für interaktive Whiteboards unterschieden werden können: Aktiver, elektromagnetischer Stift; Resistive Oberfläche, die mit Handeingabe und aktivem Stift verwendet werden kann; Infrarot- und Ultraschalltechnik; Optische Sensoren im Whiteboard, kombiniert mit passiven Eingabegeräten (DViT).

 

Unsere Wahl fiel auf das System, welches die wenigsten aktiven Komponenten aufweist, denn diese können im Unterrichtseinsatz dann auch nicht unerwünscht ausfallen. Die DViT-Technik, welche die Firma SMART für ihre neuen Multitouch-Boards anbietet, arbeitet mit vier Kameras im Whiteboard-Rahmen, welche die Bewegungen auf dem interaktiven Whiteboard interpretieren. Die dem Board beiliegenden Stifte bestehen aus Plastik, verfügen über keinerlei Elektronik und benötigen auch keine Batterien; die Funktionalität des Geräts kann demnach kaum beeinträchtigt werden. Die Kameratechnik ermöglicht der Boardsoftware die Unterscheidung nach der jeweiligen Art der Eingabe  – Stift, Finger, Schwamm-Attrappe oder auch Faust. So reagiert das Whiteboard auf Stifteingaben zuverlässig mit dem Schreibmodus, verschiebt bei Handeingabe Objekte oder Fenster und aktiviert bei Verwendung der Schwamm-Attrappe oder der geballten Faust den interaktiven Tafelschwamm. So erwies sich die Wahl des SMART SB885ix zwar nicht als die kostengünstigste Lösung, doch ermöglicht dieses interaktive Whiteboard es auch wenig technikaffinen Kolleginnen und Kollegen, die Möglichkeiten dieses Mediums selbsterklärend zu nutzen und sich auf ihre Kernkompetenz, das Unterrichten, zu konzentrieren.

 

Die Auswahl des Beamers

Mit einer interaktiven Tafel alleine jedoch ist noch kein Unterricht möglich – das Computerbild muss per Beamer darauf projiziert werden. Wichtig ist, dass Board und Beamer als eine Einheit genutzt werden können. Im direkten Vergleich mehrerer Beamermodelle zeigten sich die Vorteile neuer Ultrakurzdistanzbeamer. Diese sind so nahe an der interaktiven Tafel montiert, dass sie nahezu keinen Schatten werfen und die Lehrerinnen und Lehrer nicht vom Lichtkegel des Gerätes geblendet werden können. Durch die direkte Verbindung des Projektors mit dem Whiteboard ergibt sich auch eine erhöhte Stabilität der Konstruktion; der Beamer wackelt während der Höhenverstellung des Boards nicht und muss dementsprechend nicht neu kalibriert werden. Durch den hohen Integrationsgrad passender  Verbundsysteme wird einerseits die Hemmschwelle weniger technikaffiner Kolleginnen und Kollegen gesenkt, da die Tafel mit wenigen, doch leicht erlernbaren Handgriffen eingeschaltet werden kann, und andererseits Zeitverlust verhindert, da nicht diverse Fernbedienungen und Schalter verwendet und gedrückt werden müssen.

 

Die barrierefreie Nutzung der Geräte

Da sich eine Medieninvestition nur dann amortisiert, wenn sie auch vielfach und didaktisch sinnvoll genutzt wird, erschien dem Planungsgremium eine möglichst barrierefreie Nutzbarmachung des interaktiven Whiteboards wichtig, die über eine technisch hochwertige Gasfeder-Höhenverstellung der Firma VS-Möbel realisiert wurde. Wenig effektiv sind nicht höhenverstellbaren Tafeln, die fest an der Wand montiert sind und nicht an der eigenen Körpergröße ausgerichtet werden können. Schülerinnen und Schüler, die der aktivierende Charakter der mit den interaktiven Tafeln erstellten Unterrichtssequenzen zu eigenem Handeln motivieren soll, bleiben bei nicht höhenverstellbaren Tafeln ebenfalls in der Rolle des passiven Rezipienten, da ihnen das Medium nicht auf Augenhöhe begegnen kann und sie es aufgrund ihrer Physiognomie nicht nutzen können. 

 

Software

Abschließend ist die Software zu bewerten, die mit der interaktiven Tafel zu Verfügung gestellt wird. Bei meinem didacta-Besuch im Jahr 2010 konnte ich die Programme verschiedener Hersteller ausprobieren und auch hier erschien mir die SMART-Lösung als die überlegene, da die Software SMART Notebook einerseits einfach zu bedienen ist, andererseits aber einen großen Funktionsumfang erschließt und sich völlig problemlos zentralisiert über das Schulnetz auf den Computern, die ein SMART-Board steuern, installieren lässt. Lehrkräfte dürfen die Software für ihre Privatrechner herunterladen und mit der Seriennummer der Schule freischalten. So können sie zu Hause nicht nur wertvolle Erfahrungen im Umgang mit dem Programm machen, sondern auch Unterrichtsstunden ohne Medienbruch vor- und nachbereiten.

 

Ausblick

Die folgenden Beiträge setzen sich mit der Fragestellung auseinander, wie möglichst viele Lehrkräfte für den aktiven Einsatz der interaktiven Tafel begeistert werden können und umreißen Ansätze, wie der tatsächliche didaktische Nutzen des neuen Mediums eruiert werden kann.

 
Foto: Flickr/kjarrett