Allem Anschein nach werden wir am Schulbuch trotz Smartboards und WLan nicht vorbeikommen. Es ist bekannt, dass durch einen gesunden Medienmix unterschiedliche Lerntypen berücksichtigt werden können. Ist also die Vorrangstellung des Schulbuches als Leitmedium gerechtfertigt? 

 

Wie sieht der Medienmix im Geschichtsunterricht der Zukunft aus? Gemeinsam mit Lorenz Richter, Gruppenleiter für Geschichte am Gymnasium beim Ernst Klett Verlag, und Bernd Körte-Braun Projektmanager im Visual History Archive diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Rolle moderner Medien in der Geschichtsvermittlung.

 

Dass das Schulbuch weiterhin das Leitmedium bleiben wird, war bisher der Tenor aus den deutschen Schulen. Wie lange aber wird die Vermittlung von Geschichte über Texte und Bilder noch den Unterricht dominieren? Bernd Körte-Braun startete erst vor kurzem ein Projekt an zwei Berliner Schulen, in dem die Geschichte des Holocaust anhand von Zeitzeugeninterviews behandelt wird. Dabei legt er sowohl Wert auf die Geschichten der Betroffenen als auch auf die kritische Auseinandersetzung mit dem Format Zeitzeugeninterview.

 

Multimedia-Vermittlung versus Sachtext

 

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutierten, ob eine erzählte Geschichte mehr Identifikation mit einem Thema erzeugen kann als ein Sachtext. Durch die Auswahl der Zeitzeugen könne außerdem auf die verschiedenen kulturellen Hintergründe in der Schülerschaft eingegangen werden. Auf der anderen Seite seien Schulbücher kompakter und didaktisch besser für den Unterricht geeignet. Eine Teilnehmerin sagte: “Obwohl ich sehr gern mit Audioquellen arbeite, würde ich nie auf die Festigung von wichtigen Inhalten über geschriebene Texte verzichten.” Zudem stelle die Arbeit mir aufwendigen Medien einen hohen Anspruch an Lehrende, sich und die Schülerinnen und Schüler auf den Einsatz vorzubereiten, so ein anderer Teilnehmer. Eine solche Vorbereitung sei im aktuellen Schulalltag nicht vorgesehen. Zeitlich sei es kaum machbar, Inhalt, Methoden, Medien und Differenzierung in 45 Minuten unterzubringen. 

 

Migrationsgeschichte als Unterrichtsthema?

 

Auch zur Diskussion stand die Entwicklung von speziellen Lehrmaterialien für Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund. Wäre aber überhaupt eine universelle Gestaltung von Lehrmaterial denkbar? Und wäre es nicht wichtiger, Migrationsgeschichte als Unterrichtsthema in die Lehrpläne zu integrieren – weniger der Gleichstellung unterschiedlicher Schülergruppen wegen, sondern weil sie ein wichtiger Teil der deutschen Geschichte ist?

 

Am Ende des Diskurses mit Vertretern aus zwei sehr unterschiedlichen Entwicklern von Unterrichtsmaterialen wurde deutlich, dass zukünftig sowohl digitale Medien als auch Schulbücher im Unterricht Verwendung finden werden. Das Haupthindernis bei dem Einsatz von neuen Medien im Unterricht hänge jedoch weniger an der Verfügbarkeit von Material als vielmehr an den engen Strukturen und strengen Zeitplänen und Curricula des Unterrichtssystems.