“Demokratische Konzepte an Schulen fördern die Lust der Schüler und Schülerinnen an politischer Partizipation”

Wie kann Bildung den Ansprüchen der Gegenwart und Zukunft gerecht werden? Die Werkstatt der bpb startete 2011 mit vielen Fragen und ging hinaus in die Bildungslandschaft, um Antworten zu finden. Einige stellt der im letzten Jahr veröffentlichte Zwischenbericht vor. Werkstatt.bpb.de greift in der Reihe „Thesen und Trends aus der Bildungswelt“ einige zentrale Erkenntnisse noch einmal auf, um sie zur Diskussion zu stellen.  

 

Neben den Erfahrungen und Erkenntnissen der ersten beiden Werkstattjahre, beurteilt der Zwischenbericht auch die Bausteine des Projekts wie SpeedLabs oder den OED-Prozess. Wie die Bildungswelt befindet sich auch die Werkstatt im stetigen Wandel und Weiterentwicklungsprozess: Projektbestandteile verändern sich, neue kommen hinzu, alte haben ihren Zweck erfüllt, womit ihre Bedeutung verblasst. Die daraus gewonnenen Thesen zur Bildungswelt, die Trends und Visionen von Lernen und Lehren lassen sich weiter und vor allem tiefergehend diskutieren.

 

Analog zu Teil 1 greift die Werkstatt auch in diesem Beitrag einige der zentralen Thesen und Trends des Zwischenberichts auf, stellt sie anhand eines beispielhaften Zitats vor und verweist auf Beiträge, aus denen sie unter anderem gewonnen wurden. Die “Thesen und Trends” beziehen sich auf den Bildungssektor allgemein, die historisch-politische Bildung, multimediale Lernmaterialien und münden in Handlungsvisionen, die in die Zukunft der Bildungswelt blicken. In diesem zweiten Teil geht es um Erfahrungswerte aus der politischen Bildung. Die Leitfrage(n): Wie können das Interesse und die politische Teilhabe Jugendlicher gestärkt werden? Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, das Vorgestellte in Kommentaren zu diskutieren. 

 

These: Jugendliche haben kaum Interesse am politischen Betrieb, sind aber dennoch an politischen Themen interessiert – oftmals, ohne dies zu wissen.

 

Redaktion: Politikverdrossenheit, Desinteresse, Faulheit – das sind Stichworte die häufig im Zusammenhang mit der Beschreibung Heranwachsender genannt werden. Wie viel Wahrheit steckt hinter diesen Klischees? 

 

“(…) Wir können erkennen, dass die meisten Jugendlichen in Bezug auf den etablierten Politikbetrieb zwar leidenschaftslos sind, aber trotzdem sind sie politisch interessiert. Soziale Ungleichheit, Ungerechtigkeiten, Gestaltung von Lebensräumen und eine ganze Reihe anderer Themen sind relevant für Jugendliche. Sie selbst verorten diese Themen jedoch nicht unter dem Schlagwort Politik.”

Inga Borchard, Sinus-Institut im schriftlichen Interview „Traditionelle Werte und die Jugend von heute“.

 

These: Demokratische Konzepte an Schulen fördern die Lust der Schüler und Schülerinnen an politischer Partizipation.

 

“Die Philosophie einer demokratischen Schule besagt, dass dieses Selber-lernen-können und -wollen mit dem Einschulungsalter nicht aufhört. (…) Das Kind findet den Grund für sein Lernen-wollen in sich selbst. Das stellt für mich eine Grundvoraussetzung für Demokratiefähigkeit dar: Zu lernen, mein Denken und Tun aus mir selbst heraus begründen zu können.”

Andrea Adamopoulos, Journalistin und Mitarbeiterin des Projektes „Omnibus für Direkte Demokratie“ im Artikel „Kinder wollen lernen oder die demokratische Kultur beginnt in der Schule“.

 

These: Ein hoher Bildungsgrad ist Voraussetzung für politische Teilhabe.

 

“Heute bedeutet sich politisch zu beteiligen und politisch informiert zu sein, dass man wirklich einen unheimlich hohen Bildungsgrad braucht. Das geht heute miteinander einher.”

Prof. Dr. Klaus Hurrelmann, Bildungs- und Gesundheitswissenschaftler an der Hertie School of Governance, im Video-Interview: „Die Ungleichheit ist angewachsen“.

 

These: Um Jugendliche mit Migrationsgeschichte zu aktivieren, muss die politische Bildung auch bei deren Familien ansetzen, da politisches Engagement mit der Sozialisation verbunden ist.

 

“Ich wünsche mir, dass politische Bildung schon viel früher anfängt – nicht nur weil ich Lehrer bin. Als Lehrer kann ich bestimmte Gepflogenheiten, die mit gesellschaftlicher Verantwortung zusammenhängen, nicht beibringen. Ich kann ihm zwar erzählen, dass er wählen gehen soll und das noch mal kognitiv darstellen, warum er das machen muss, aber dass er wählen gehen muss, ist eine Sache, die in der Familie stattfinden muss. Wenn er sieht, dass die Eltern wählen gegangen sind, wird er auch wählen gehen und er wird sich auch politisch einsetzen und hier spielt Partei oder Parteizugehörigkeit keine Rolle, sondern man muss viel, viel mehr in der politischen Bildung tun bei den Eltern. (…) Ja, die Schule soll vielleicht politische Bildung anders machen, moderner, aber man muss in der Familie anfangen. (…) Ich glaube, man müsste auch politische Bildung für Familien machen, die Eltern zu erziehen: Wie kann ich mein Kind politisch aktiv machen.”

Andreas Wojcik, Lehrer, Mitglied im Forum der Brückenbauer und Mitbegründer des Arbeitskreises „Migranten in der CDU“, im Video-Interview: „Orte der politischen Bildung“.

 

Im nächsten Teil von “Thesen und Trends aus der Bildungswelt” geht es um Erfahrungswerte für die Vermittlung von Geschichte in heterogenen Klassen.

 

Foto:  flickr/Ken Whytock, Lizenz: CC by-nc 2.0