Eindrücke und Ergebnisse aus dem zweiten Workshop von Open Educational Development (OED) zu Rechtsextremismus am 2. Juli

 

Mit einer offenen Gruppe gemeinsam freie Bildungsmaterialien zum Thema Rechtsextremismus erstellen und diesen Prozess transparent machen – so lautet das Ziel des OED-Prozesses. Der Weg dahin ist ein Abenteuer in drei Akten: In drei Workshops und zusätzlicher Eigenarbeit soll dies geschehen. Der Großteil des Prozesses liegt bereits hinter uns. Wir haben jedoch noch eine Menge vor, jetzt geht es darum konkrete Konzepte für Unterrichtsmaterialien und -instrumente zu erarbeiten. Und es gibt nach wie vor viel Raum für die Beteiligung weiterer Interessierter.

 

Info: Der dritte Workshop von OED Rechtsextremismus findet am 29. August 2013, 10 bis 16 Uhr, in Berlin statt. Die Anmeldung erfolgt per Mail an: werkstatt(at)kooperative-berlin.de.

 

 

 

OER und die Metaebene – ein unzertrennliches Paar?

 

„Konkret und praktisch werden“ – diese Maxime schwebte kurz vor dem zweiten Workshop zu OED Rechtsextremismus hoch oben über den Köpfen des Werkstatt-Teams. Während des ersten Workshops am 15. Mai haben wir in großer Runde die Metaebene rund um freie Bildungsmaterialien (Open Educational Resources = OER) umgarnt, indem wir über die Auffindbarkeit von OER, die Lizenzmodelle, über Metasuchmaschinen, Beispiele aus anderen Ländern, Anreizsysteme für Autorinnen und Autoren und vieles mehr diskutierten. Es ging darum, uns dem Thema und möglichen Lösungen anzunähern, ohne sogleich den einen großen Entwurf idealtypischer offener Unterrichtsmaterialien zum Thema Rechtsextremismus zu definieren. Eine offene Gruppe, in einem offenen Prozess debattiert also offen über ein komplexes Thema, sammelt Ideen für Konzepte, Verbesserungsvorschläge und will an den ganz großen Schrauben der internationalen OER-Debatte ansetzen – so war das. Vorrang für die Teilnehmenden und damit auch für uns hatte zunächst der hohe Diskussionsbedarf zu OER. 

 

Die Herausforderung für das Werkstatt-Team bestand nach dem ersten Workshop also darin, konkreter zu werden, sich das Thema Rechtsextremismus noch einmal genauer anzusehen und das praktische Arbeiten an Inhalten und möglichen Umsetzungsszenarien zu beginnen. Daher formulierten wir in den bislang festgelegten Arbeitsgruppen und den dazu eingerichteten gemeinsamen Dokumenten Aufgaben und Fragestellungen, die bis zum zweiten Workshop bearbeitet werden konnten. Über unseren OED-Verteiler, auf werkstatt.bpb.de und über unsere Social-Media-Kanäle informierten wir die Arbeitsgruppen und andere Interessierte über diese Fragen und Aufgaben. Der Wunsch nach Beteiligung wurde vielfach kommuniziert. Einige Teilnehmenden ergänzten die Etherpads oder schickten uns ihre Gedanken dazu per Mail. Ihr Engagement hat uns sehr gefreut und weitergebracht. Konkrete Ideen wurden nicht formuliert.

 

 

Die Gestaltung des zweiten Workshops

 

So schwebte die Maxime, konkreter zu werden und stärker in die Praxis einzusteigen, vor dem zweiten Workshop über dem Werkstatt-Team, begleitete uns in Vorbesprechungen, bei den Einladungen zum Workshop und den Vorbereitungen und rief eine zweite Maxime auf unsere Werkstatt-Tagesordnung: Wie können wir die Ideen zu realisierbaren Konzepten werden lassen; zu Konzepten, die nicht unbedingt zum digitalen Alleskönner werden möchten; Konzepte, die umsetzungsfähig sind, die ein möglicher Baustein im Themenkomplex “offener Bildungsmaterialien” werden können? Und wir merkten, dass dieser Prozess der Erstellung von Bildungsmaterialien und
-instrumenten, der normalerweise zwischen Auftraggebenden und Auftragnehmenden in kleiner bilateraler Runde stattfindet, in einer offenen, undefinierten Rollenverteilung kein leichter ist. Aber es geht ja auch darum, eben genau dies auszuprobieren, den Prozess, die Machbarkeit, ein mögliches “Scheitern” eingeschlossen. 

 

“Um konkreter zu werden, lenken wir den Fokus stärker auf den Inhalt, also das Thema Rechtsextremismus, als weiter ausschließlich über die Probleme und Potentiale von OER zu diskutieren“, so der interne Werkstatt-Konsens bei den Vorbereitungen zum zweiten Workshop. Schließlich heißt es in unseren Ankündigungen des OED-Prozesses sinngemäß: “Wir wollen nicht länger diskutieren. Wir wollen einfach machen.” 

Also richteten wir das Rahmenprogramm des zweiten Workshops stärker inhaltlich aus: Nach einer kurzen Zusammenfassung dessen, was beim ersten Workshop und danach passiert ist, folgte ein Input-Vortrag (Handout Input) von Michael Hammerbacher, Projektleiter osz-gegen-rechts.de. Er gab einen Überblick über das weite Themenfeld des Rechtsextremismus, theoretische Grundlagen, didaktische Prinzipien und aktuelle Themenbezüge.

 

Thematischer Input Michael Hammerbacher, Projektleiter osz-gegen-rechts.de:

 

 

Wir wollen machen, aber was?

 

Ein eBook, eine digitale Unterrichtseinheit oder doch ein Arbeitsblatt? Mit einer kurzen Präsentation von Beispielen bereits vorhandener (nur teilweise „freier“) Materialien zu Rechtsextremismus und vor allem ihrer Formate (Präsentation Materialtypen) lenkten wir von der thematischen Debatte über zur Diskussion des Materialtyps, der zum Thema erst gerecht zu werden, ohne dabei auf der Stelle zu treten. 

 

Mit einfließen in diese Debatte sollten auch die Antworten der Schülerinnen und Schüler der Kaiserin-Augusta-Schule in Köln: Wie stellt ihr euch eigentlich die perfekte Doppelstunde zum Thema vor? Solche und ähnliche Fragen beantworteten die Lernenden im Hangout, das ihr Lehrer André Spang vorbereitet hatte und durchführte.

 

Schülerinnen und Schüler von André Spang (Link), Lehrer und OER-Experte, beantworten Fragen zum Thema Rechtsextremismus und OER:

 

Im Anschluss kamen wir zurück auf die Frage nach dem Endergebnis dieses Prozesses, nach der Weiterarbeit, nach dem Verlassen der Metaebene und nach der Entwicklung eines konkreten Produkts. Entscheiden wir zuerst welchem Unterthema (z.B. Alltagsrassismus) des weiten Themenfeldes wir uns annehmen? Legen wir zunächst das Format des Endprodukts (z.B. Unterrichtseinheit am Interaktiven Whiteboard) fest? Schließlich wurde der Entschluss gefasst, die letzten ein bis zwei Stunden des Workshops in drei methodisch unterschiedlich arbeitenden Gruppen weiterzumachen: Eine Gruppe diskutierte die Teilfragen weiter, die die Metaebene rund um OER betreffen wie z.B. die Lizenzierung und Qualitätssicherung. Die zweite Arbeitsgruppe legte sich auf ein Format des Materials fest – in diesem Fall das Arbeitsblatt – und erarbeitete eine mögliche digitale und offene Struktur. Und die letzte Gruppe nahm sich ein Thema vor – die Mitglieder entschieden sich für Alltagsrassismus – und dachte über Herangehensweisen und Methoden zur Bearbeitung dieses Themas im Schulunterricht nach. 

 

Info: Zur Übersicht aller bislang entstandenen Etherpads zu OED Rechtsextremismus.

 

Endlich war es dann soweit: Wir werden immer konkreter. Und jetzt, nach dem zweiten Workshop, wollen wir Ergebnisse, Konzepte und Entscheidungs-
vorlagen erarbeiten. Wir haben aus den neuen Etherpads Aufgabenstellungen heraus gezogen, die von allen Interessierten bearbeitet werden können. Dazu haben wir ein Planungsdokument aufgesetzt, in dem noch einmal Aufgaben und Zuständigkeiten vermerkt sind bzw. werden sollen. Nun sind alle gefragt, sich fleißig für die Aufgaben einzutragen und die Pads zu befüllen. Wir machen mit, gucken aber auch gerne beim Wachsen zu. Die Aufgabenstellungen sollten spätestens bis zum 19. August 2013 bearbeitet werden, danach können sie von allen gesichtet werden. Beim dritten und letzten Workshop am 29. August, wieder in Berlin, knüpfen wir an dieser Stelle an.

 

Noch einmal einen herzlichen Dank an alle, die bislang mitgewirkt haben. Wir freuen uns über jedes Interesse und sind sehr gespannt, wie es weiter geht. Ergänzungen und andere Sichtweisen in Kommentaren sind sehr willkommen.

 

Info: Momentan startet der zweite Entwicklungsprozess von OED zum Thema Erster Weltkrieg. Hier findet am 17. August 2013 der erste Workshop in Berlin statt. Auch hier erfolgt die Anmeldung per Mail an werkstatt(at)kooperative-berlin.de.

 

 

Foto: Kooperative Berlin/cc-by-nc-nd 2.0

 

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