Dass es 40 Jahre lang zwei Staaten auf deutschem Boden gab, ist auch für heutige Jugendliche, die nach dem Mauerfall geboren wurden, kein Geheimnis. Aber wie kam es überhaupt dazu und was war das für eine Zeit, in der sich die beiden Staaten DDR und Bundesrepublik konstituierten? Ein Workshop an der Kurt-Schwitters-Schule in Berlin, Prenzlauer Berg, thematisierte die Nachkriegszeit und ließ die Schülerinnen und Schüler zu Experten der deutsch-deutschen Teilung werden. werkstatt.bpb-Referent Alexander Lahl erläutert den inhaltlichen Ablauf des Workshops und schildert seine Eindrücke. 

 

Wer über ein historisches Thema nachdenkt, hat zunächst ganz unwillkürlich bestimmte spontane Assoziationen. Wenn wir beispielsweise an Martin Luther denken, sehen wir zumeist als allererstes vor unserem geistigen Auge, wie er seine 95 Thesen an die Kirchentür in Wittenberg schlägt. Gerade bei Schülerinnen und Schülern lassen sich in Bezug auf historische Themen bestimmte Rezeptionslinien ausmachen, wie sie das kulturelle und kommunikative Gedächtnis in der Gegenwart medial vermitteln.

 

Im Workshop wollten wir zunächst herausfinden, was den Jugendlichen als Erstes in den Sinn kommt, wenn sie über die DDR nachdenken. Eine gute und anschauliche Methode dafür ist die spontane pantomimische Gestaltung eines Denkmales in Kleingruppen, das die DDR darstellt. In unserem Workshop traten dabei in allen drei Gruppen ähnliche Aspekte in den Vordergrund der Darstellung: Mauer, Grenze und Flucht. In einer zweiten Kurzeinheit griffen wir mit einem Dalli-Klick-Spiel bestimmte Ereignisse, Institutionen und Fakten rund um die DDR heraus, um das Wissen der Schülerinnen und Schüler zu testen bzw. neues Wissen zu generieren. Bei der Einheit stellte sich heraus, dass die Jugendlichen relativ wenig Vorkenntnis über den ehemaligen ostdeutschen Staat besaßen. 

 

Der folgende größere inhaltliche Block rückte anhand der von der bpb gestalteten DVD “Damals nach dem Krieg” die Nachkriegszeit, die beginnende Blockkonfrontation und die deutsch-deutsche Teilung in den Fokus. Ausgehend von der Überlegung, dass es gerade an einem einzelnen Vormittag weniger um die Vermittlung von Fakten, sondern mehr um ein Kompetenztraining zum Umgang mit dem multimedialen Lernangebot gehen sollte, bekamen die Schülerinnen und Schüler zunächst Zeit, Inhalt, Aufbau und Umfang der DVD zu studieren und in kurzen Präsentationen vorzustellen. Anschließend suchte sich jede Kleingruppe ein konkretes Arbeitsthema aus den Materialien heraus, für das sie zum “Experten des Tages” werden sollte, u.a. Berliner Blockade und die beiden deutschen Verfassungen im Vergleich. Die Vorstellung des jeweiligen Expertenthemas in der Gruppe wurde in einen Medienteil überführt, indem die Schülerinnen und Schüler zunächst eine Einführung in Interview- und Kameratechnik erhielten, um anschließend selbständig eigene Zeitzeugen- und Experteninterviews zu filmen. Zum Abschluss des Workshops wurden die Interviews vor der gesamten Gruppe gezeigt und ausgewertet. 

 

In einem weiteren Beitrag schildern auch Isolde Richter, Lehrerin an der Kurt-Schwitters-Oberschule, und zwei Schülerinnen ihre Eindrücke von dem Workshop.

 

Foto: flickr/hunter-desportes