Europäische Schulbuchstudie:

 

In der taz wird die europäische Schulbuchstudie des Georg-Eckert-Instituts für internationale Schulbuchforschung erläutert, laut der europäische Schulbücher den Islam vereinfachen und “Muslime als vormodernes, religiöses Kollektiv einem modernen Europa gegenübergestellt” würden. Ein umfassendes Wissen über den Islam würde nicht vermittelt. Stattdessen höre die islamische Kultur in den untersuchten Schulbüchern gegen Ende des 15. Jahrhunderts auf zu existieren und werde von diesem Zeitpunkt an kaum mehr thematisiert.

 

Ein Manko sei der starke Fokus auf die Entstehungsgeschichte und auf den Koran. Oft würden Religion und Geschichte vermischt. So würden historische Texte teilweise durch aktuelle Bilder aus Mekka illustriert, zudem seien die Aufgabenstellungen teils unangebracht.

 

Den Forscherinnen und Forschern zufolge verwische häufig der Unterschied zwischen muslimisch geprägter Alltagskultur und dem Islam als Religion. Zudem fänden die – je nach geographischer Lage – verschiedenen Ausprägungen des Islam in der Türkei oder Indonesien kaum Erwähnung. ‘Islamisch’ gelte häufig als Synonym für ‘arabisch’. Positive Gegenbeispiele fänden sich nur äußerst selten.

 

Im ZEIT-Interview wird die Thematik ebenfalls aufgegriffen. Befragt wird hier Studienleiterin Susanne Kröhnert-Othman, die die im taz-Artikel aufgezählten Argumente noch einmal bestätigt. Der Islam werde verkürzt, eindimensional und rückwärtsgewandt dargestellt, Migrationsthemen würden sowohl in Geschichts- als auch in Politikbüchern häufig undifferenziert in einen Topf geschmissen, Begrifflichkeiten vermischt. Zudem werde bei muslimisch geprägten Gesellschaften zu oft vereinfachend das Religiöse in den Vordergrund gestellt, während bei christlich geprägten niemand auf die Idee kommen würde, den Fokus aufs Religiöse zu legen. Für eine differenzierte Betrachtung sei in den meisten Büchern kein Platz und häufig sorge die Tatsache, dass der Islam oft als ‘das Andere’ im Gegensatz zur christlich geprägten, westlichen Nation dargestellt werde, für ein Gefühl des Ausgeschlossenseins bei Schülerinnen und Schülern mit islamischem Hintergrund, vor allem da Religion für viele keine große Rolle spiele und sie häufig erst über das Schulbuch an einen fundamentalistischen Religionsbegriff gerieten.

 

“Mehr Migranten sollten Lehrer werden!”

 

Das Hamburger Abendblatt und tagesspiegel.de widmen sich einer Studie aus den Erziehungswissenschaften der FU Berlin, laut der Lehrerinnen und Lehrer nichtdeutscher Herkunft besser zur Integration ausländischer Schülerinnen und Schüler beitragen können. Für die Studie wurden 200 Lehrerinnen und Lehrer mit Migrationshintergrund nach ihrem professionellem Selbstverständnis befragt. Heraus kam: “Mehr Migrantinnen und Migranten sollten Lehrer werden!” Sie könnten einfühlsamer auf ausländische Schülerinnen und Schüler einwirken und besser vermitteln als Lehrerende, die selbst keinen Migrationshintergrund haben. Oft würden sie Schülerinnen und Schüler auch in Familienkonflikten unterstützen, für die es “‘kulturspezifischen Wissens bedarf'”. Zudem würden sich Lehrerkräfte mit Migrationshintergrund auch außerhalb ihrer eigentlichen Aufgaben stärker für Schülerinnen und Schüler aus migrantischen Familien einsetzen sowie besser auf Probleme eingehen. Oft übernähmen sie teilweise die Rolle eines Sozialarbeiters für die Schülerinnen und Schüler. Die Erwartungen an migrantische Lehrerinnen und Lehrer empfinden viele allerdings häufig als zu hoch. 

 

Etwa zwei Drittel der Befragten hätten angegeben, im Unterricht stärkere Rücksicht auf Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund zu nehmen und ihr Selbstbewusstsein vermehrt zu stärken. Die Lehrerinnen und Lehrer stimmten der Aussage zu, dass ihnen von Seiten der migrantischen Schülerschaft mehr Vertrauen entgegengebracht würde als Kolleginnen und Kollegen ohne Migrationshintergrund. 

 

Der Großteil der befragten Lehrkräfte stammt aus Familien, die in den 1950er und -60er Jahren nach Deutschland kamen. ‘”Unabdingbare Voraussetzung'” für den eigenen Bildungserfolg sei dabei die positive Haltung zu Bildung ihrer Eltern gewesen, die selbst meist nur über eine geringe formale Bildung verfügt hätten. Obwohl sie über zahlreiche Diskriminierungen berichten, fühlen sich 70 Prozent der Befragten laut Umfrage von ihren deutschen Kolleginnen und Kollegen akzeptiert. Ein Drittel habe darüber hinaus angegeben, in der eigenen Schulzeit diskriminiert worden zu sein, im Studium 13 Prozent und im Berufsleben 22,5 Prozent.

 

Migration & Armut

 

taz.de beschäftigt sich mit dem Zusammenhang von Herkunft, Bildung und Armut. Laut Statistischem Bundesamt sind derzeit 26 Prozent der Menschen mit Migrationshintergrund von Armut bedroht. Dieser Anteil liege bei Deutschen ohne Migrationshintergrund lediglich bei 12 Prozent, also weniger als der Hälfte. Damit habe sich die Situation der migrantischen Familien in Deutschland seit 2005 kaum verbessert. Laut Expertinnen und Experten ist die wichtigste Errungenschaft auf dem Weg aus der Armut der Schulabschluss. Auch hier habe sich für junge Migrantinnen und Migranten seit sechs Jahren nicht viel getan: Fast jeder zehnte Jugendliche mit Migrationshintergrund verlasse die Schule ohne Abschluss. Laut Expertinnen und Experten ist diese Gruppe zu 43 Prozent armutsgefährdet. Das große Problem der Bildung in Deutschland sei vor allem das Schulsystem mit einer Lehrerschaft, der es noch nicht gelinge, sich angemessen auf ihre heterogene Schülerschaft einzulassen.

 

Viele Lehrerinnen und Lehrer könnten nicht mit Menschen umgehen, die unterschiedliche Hintergründe haben. Dazu wird Yasemin Karakaşoğlu (Professorin für Interkulturelle Bildung, Uni Bremen) zitiert, die an die Länder appelliert, eine einheitliche Strategie zur Sprachstandserhebung und zur Kooperation mit den Eltern zu entwickeln. Unglücklicherweise werde immer noch versucht, die Schülerinnen und Schüler durch Fördermaßnahmen der Schule anzupassen, statt die Schulen zu öffnen. Homogenisierung funktioniere nicht. 

 

Auch wenn sie die gleiche Ausbildung haben wie ihre deutschen Mitschülerinnen und Mitschüler ohne Migrationshintergrund, würde migrantischen Jugendlichen der Zugang zum Arbeitsmarkt häufig erschwert. Hier wird eine Studie der Uni Konstanz aus dem Jahr 2010 hinzugezogen, laut der Bewerberinnen und Bewerber mit türkischem Namen weniger positive Rückmeldungen erhalten hätten als deutsche mit vergleichbarer Qualifikation.

 

“Bund für bessere Migranten-Bildung”

 

Bund und Länder wollen bei der Bildung von Kindern mit Migrationshintergrund besser zusammenarbeiten. So berichtet jedenfalls die Kölnische Rundschau. Bildungsministerin Annette Schavan und die Kultusministerkonferenz der Länder beschlossen, unter anderem bei der Sprachförderung besser zusammen zu arbeiten. Vor allem bei der Sprachförderung in Kindergärten bot der Bund Hilfe an. Ein Angebot des Bunds an die Länder ist zum Beispiel, rund 4000 Kindertagesstätten zu Modelleinrichtungen der Sprachförderung von Kindern mit Migrationshintergrund auszubauen. Gesucht werde nach neuen Möglichkeiten von Sprachdiagnostik und Leseförderung sowie Hilfestellungen beim Übergang von der Schule in den Beruf. Laut Doris Ahnen, der Bildungssprecherin der SPD-geführten Länder, sei vor allem die frühe Förderung wichtig, für die Bildungs- und Sozialpolitik eng zusammenarbeiten müssten. 

 

Von Seiten mehrerer Sozialverbände und Behindertengruppen wurde zudem eine schnellere Integration behinderter Kinder in reguläre Schulen gefordert. Kritisiert wurde dabei vor allem, dass es in den Empfehlungen der Kultusminister lediglich vage “Kann-Empfehlungen” statt “Muss-Bestimmungen” gebe. Dadurch werde der Rechtsanspruch auf ‘inklusive Bildung’ Menschen mit Behinderungen auch in Zukunft verwehrt.

 

Muster-Schule im Portrait

 

Auf focus.de wird mit Wilfried Kauert der Direktor der Willy-Brandt-Oberschule im Wedding vorgestellt. Vor drei Jahren war er so verzweifelt aufgrund der geringen Abschlussquote an seiner Schule, an der fast 90 Prozent der Schüler aus Familien mit Migrationshintergrund stammen, dass er sich ein neues Konzept überlegte: Statt Frontalunterricht gibt es jetzt Teamlernen, Lernwerkstätten und Logbücher, in die Schülerinnen und Schüler Erfolge eintragen können. Zudem entscheiden sie selbst, welches Wissen sie sich wann aneignen, Sitzenbleiben ist in Klasse 7 und 8 nicht möglich, und Noten gibt es während dieser beiden Schuljahre ebenfalls nicht. Hier gibt es keine Klassenräume, sondern Lernbüros, in denen Schülerinnen und Schüler unabhängig von ihrem Alter lernen können. 

 

Die befragten Lehrkräfte zeigen sich erleichtert: Kinder würden eigenständig konzentrierter arbeiten, Lehrerinnen und Lehrer übernehmen dabei die Rolle der Moderation statt die strenge Lehrkraft zu spielen. Um eine Regelmäßigkeit zu gewährleisten, werden den Schülerinnen und Schülern ihre Besuche in den jeweiligen Lernbüros durch Unterschriften der Lehrkräfte bestätigt. Wer in einem bestimmten Fach lange keine Lerneinheit besucht hat, wird ermahnt. Zusätzlich gebe es in Fächern wie Mathematik immer noch Frontalunterricht. Hier werden die Grundlagen von einem Lehrer oder einer Lehrerin erklärt, bevor es ans eigenständige Lernen geht. 

 

Nun hat der erste ‘Teamjahrgang’ die Schule verlassen und das Experiment scheint zu funktionieren: In der gesamten Schulgeschichte haben noch nie so viele Schülerinnen und Schüler die Schule mit einem Abschluss verlassen. Ein Konzept, das sich – so oder so ähnlich – an anderen Schulen bereits bewährt hat. Allerdings bisher lediglich an Schulen mit Kindern aus bildungsnahem Umfeld.

 

Am Ende des Schul-Portraits findet ein Projekt von Ingke Brodersen Erwähnung, die mit Schülerinnen und Schülern von drei Weddinger Schulen zusammen arbeitete, um zu erfahren, was die Jugendlichen selbst zum Thema denken. Da viele autoritäte Strukturen von zu Hause gewohnt seien, wünschten sie sich häufig auch in der Schule mehr Härte. Laut Kauert selbst ist sein experimentelles Lernprinzip aber sehr viel härter als die üblichen Unterrichtsformen – schließlich sei es besonders schwierig, wenn es nach zwei Jahren ohne Noten in der neunten Klasse plötzlich wieder Noten gebe – und Sitzenbleiben möglich sei.

 

 

Digitalisierung & Bildung

 

netzwelt.de stellt fest: Medienkompetenz sollte bereits im Vorschulalter eine Rolle spielen.

Zum Tag der Medienkompetenz am 6. Oktober 2011 hat die Landesregierung Niedersachsen ein Konzept vorgestellt, das für mehr mediale Bildung in den Schulen sorgen soll. Für die Umsetzung sind derzeit etwa 10 Millionen Euro veranschlagt. Ein Teil des Plans ist die Einführung des Unterrichtsfachs ‘Mediengesellschaft‘. Zusätzlich sollen Schülerinnen und Schüler bereits in der Vorschule lernen, selbstständig mit neuen Medien umzugehen. Sowohl Kultusminister Althusmann als auch die Niedersächsische Landesmedienanstalt halten den Erwerb für Medienkompetenz in allen Altersstufen für sehr wichtig. Da Kinder schon im Vorschulalter mit diversen Medien konfrontiert würden, müssten sie auch schon in diesem Alter lernen, kompetent mit ihnen umzugehen.

 

Die Ausbildung der Erzieherinnen und Erzieher soll dazu durch medienpädagogische Elemente ergänzt werden. Unter dem Sammelbegriff ‘Mediengesellschaft’ sollen unterschiedliche Aspekte ins Curriculum der Schulen mit aufgenommen werden. Dazu gehören unter anderem Urheber- und Datenschutzrechte sowie Wissen über das Jugendmediengesetz. ‘Medienkompetenz’ soll auch in der Lehrerbildung und an Berufsschulen in den Lehrplan aufgenommen werden.  

 

Foto: flickr.com / Axel Schwenke / Erdfunkstelle Usingen 2005 / CC BY-SA 2.0